Edge, 2012

Eine Fotografie, die eine Buddha-Figur als Ausgangsmaterial nimmt, hat eine ganz enorme Herausforderung. Es stellt sich die Frage nach dem Moment. Wie ist er getan? Wie ist er fotografisch auf den Augenblick hin gelöst?

Auf den ersten Blick scheint vielleicht unverständlich, dass zu der Buddha-Figur ein Schnitt gesetzt ist, nur über einen Teil der gesamten fotografischen Fläche. Die Arbeit ist an dieser Schnittstelle ins Dreidimensionelle verschoben, was diesen Bruch noch betont. Der Bruch selbst teilt die fotografische Situation, durch die Wahl des Papiers betont, in zwei verschiedene Lichtsituationen, hell und dunkel, der Schnitt selbst ist als Grade sichtbar, ein heller Nullpunkt zwischen Tag und Nacht, ein fotografischer Moment (oder eine kalligraphische Linie, wenn man so will), da er in die Fotografie eingeschnitten werden muss. Mit all dem Risiko der kompletten Zerstörung der Arbeit. 

In den Vorarbeiten dieser Serie waren es Kombinationen mathematisch errechneter Formen mit dem Bildmaterial der Buddhas, um diesen die ‚Idee‘, – im Sinne des platonischen Höhlengleichnisses quasi als europäisches Destillat eines letzten Denkens – entgegenzustellen. Doch fehlte dieser Konzeption der (fotografische) Moment. Nun ist er eingelöst: dem Buddha einen Schnitt in die Fotografie entgegenzusetzen, die so gemeinhin überlieferte Harmonie zu (zer-)stören, die Existenz der Arbeit zu bedrohen, aber zugleich daraus einen Nullpunkt zwischen hell und Dunkel als Moment für den Betrachter in seiner immer einzigartigen Situation des Betrachtens werden zu lassen, ist tatsächlich eine fotografische Lösung des entscheidenden Augenblicks, in dem sich ein Buddha realisieren könnte. 

Thomas Heiber

vi – ew Molded, 2022

vi – ew, ab 2022

vi – ew Motion, 2022

A true story, 2011

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